

Kritik an erneutem Wegfall von zwei Behindertenparkplätzen
Vor 15 Jahren, am 26. März 2009, ist die UN-Behindertenrechtskonvention in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft getreten. Sie ist seitdem geltendes Recht und muss von allen staatlichen Stellen umgesetzt werden.
Der 5. Mai ist der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Zahlreiche Aktionen finden in ganz Deutschland statt, um unter dem Motto "Viel vor für Inklusion! Selbstbestimmt leben – ohne Barrieren." darauf aufmerksam zu machen, dass gleichwertige Lebensbedingungen für Menschen mit und ohne Behinderung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens herzustellen sind.
Auch 15 Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention hat die Umsetzung der Rechte von Menschen mit Behinderungen vielerorts nicht die notwendige politische Priorität oder steht unter Ressourcenvorbehalten. Menschenrechte sind aber nicht verhandelbar, macht der Bundesbeauftragte für die Belange von Menschen mit Behinderung, Jürgen Dusel, deutlich. Das betrifft vor allem auch den Ausbau der Barrierefreiheit.
Und just an diesem Protestwochenende ist einer Pressemeldung der Stadt Griesheim zu entnehmen, dass erneut die beiden Behindertenparkplätze am Georg-August-Zinn-Haus für fast vier Wochen gesperrt werden.
Der Griesheimer Verein INCLUSIO 4.O e.V. kritisiert dies in aller Deutlichkeit. „In unmittelbarer Umgebung befindet sich nicht nur die öffentliche Bücherei. Vielmehr finden im Georg-August-Zinn-Haus regelmäßige Beratungsangebote statt, gegenüber ist ein viel frequentiertes Ärzte- und Therapeutenhaus und unter anderem eine Apotheke, da reicht der Hinweis auf den einen Behindertenparkplatz an der Friedrich-Ebert-Schule nicht aus,“ meinen die Vorsitzenden Gabriele Winter und Peter Schiller.
Ein einzelner Parkplatz in diesem Gebiet ist eindeutig zu wenig, und außerdem werde man immer wieder darauf angesprochen, dass dieser nicht barrierefrei und eigenständig erreichbar ist. Er entspricht also weder den gängigen DIN-Normen noch berücksichtigt er die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention. Der Bordstein in Richtung Georg-Schüler-Platz ist schlichtweg zu hoch, dadurch sind Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer gezwungen, über die Straße zum Fußgängerüberweg zu gelangen, Menschen mit anderen Mobilitätseinschränkungen stehen vor einer Stolperfalle.
Im Zuge der Umgestaltung des Georg-Schüler-Platzes war seitens der Stadt Griesheim zugesichert worden, dass Barrieren abgebaut werden und damit die Flächen für Menschen mit motorischen Einschränkungen von diesen eigenständig nutzbar sind.
„Leider,“ so Gabriele Winter und Peter Schiller vom Verein INCLUSIO 4.O e.V., „ist dies nur in Teilen umgesetzt worden. Der gute Wille ist zwar sichtbar, aber echte Barrierefreiheit geht anders.“
Es bleibt, so INCLUSIO 4.O e.V., zu hoffen, dass die öffentliche Toilettenanlage, die nun errichtet werden soll, barrierefrei zugänglich ist und dort auch eine Behindertentoilette vorhanden sein wird, und dass dann im Zuge der Öffnung des Platzes die dringend erforderlichen Behindertenparkplätze schnellstmöglich wieder eingerichtet werden.
Pressemeldung vom 06.05.2024



Am Dienstag, dem 27. Februar 2024, wurde von Vertreterinnen
und Vertretern aus 15 Vereinen und Organisationen der
Zivilgesellschaft das Griesheimer Bündnis für Demokratie
und Menschenrechte gegründet, dem inzwischen rd. 20
Vereine und Organisationen sowie etwa 10 Privatpersonen
angehören. Wir sind überparteilich und organisieren uns
explizit aus der Mitte der Zivilgesellschaft heraus.
Unser besonderes Anliegen ist es, die herausgehobene
Bedeutung von Demokratie und Menschenrechten für
unsere Gesellschaft und unser Zusammenleben ständig
neu in Erinnerung zu rufen und sie gegen die immer lauter
werdenden Demokratiefeinde zu verteidigen.
Wir wollen uns regelmäßig austauschen, viele neue
Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewinnen und künftig
verschiedenste Veranstaltungen initiieren – wir stellen uns
Lesungen, Vorträge, Konzerte, Diskussionsrunden, vielleicht
auch Workshops, Social Media-Aktionen u.v.a.m. vor – und
damit vor allem den Dialog über Respekt, Toleranz, Vielfalt
und gegenseitige Achtung in die Mitte der Griesheimer
Gesellschaft tragen.
Demokratie und Menschenrechte müssen vor Ort gelebt und
verteidigt werden!
Wir sind dabei! Du auch?
Kontakt: demokratiebuendnis-griesheim@web.de
Pressemitteilung zum Ortstermin am 24.06.2023
Sitzprobe auf den ausgestellten Stadtmöbeln
Bunte Stadtmöbel sollen künftig die Griesheimer Innenstadt attraktiver machen, die Bürgerinnen und Bürger sind aufgefordert, sich selbst ein Bild zu machen.
Während der Mitgliederversammlung des Griesheimer Vereins INCLUSIO 4.O e.V. war auch dieses Thema diskutiert worden und so trafen sich am vergangenen Samstag einige Vereinsvertreterinnen und -vertreter zu einer „Sitzprobe“ vor Ort.
Natürlich soll eine Stadtmöblierung unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ansprechen, deshalb müssen auch nicht zwingend alle Möbel für alle Menschen nutzbar sein. „Aber die berechtigten Interessen älterer und behinderter Menschen sind bei den ausgestellten Stadtmöbeln leider zu wenig berücksichtigt worden,“ sind sich die Vereinsvertreter einig. Es fehlen Aufstehhilfen wie beispielsweise Armlehnen, die vorhandenen Podeste stellen für viele ein unüberwindbares Hindernis dar und aus eigentlich selbstverständlicher Inklusion wird Exklusion, weil Rollifahrende keinen Platz an oder auf den Stadtmöbeln finden.
„Inklusion ist doch kein nettes Beiwerk, sondern eine öffentliche Verpflichtung,“ sagt Peter Schiller, stellvertretender Vereinsvorsitzender, der auch darauf hinweist, dass oberstes Ziel der Abbau von Barrieren sein muss. „Hier werden leider neue Barrieren errichtet statt Orte für alle zu schaffen.“
Die Vereinsmitglieder hoffen natürlich, dass es sich bei den ausgestellten Stadtmöbeln nur um Beispiele handelt und bei der endgültigen Anschaffung die Belange älterer und behinderter Menschen deutlich mehr Beachtung finden.
Kritik an Wegfall Behindertenparkplätze auf dem Georg-Schüler-Platz neben der Stadtbücherei
Auf absolutes Unverständnis stößt bei den Vereinsvertretern aber die Sperrung des gesamten Parkplatzes für mehr als 3 Monate, vor allem, weil dadurch zwei der in der Innenstadt ausgesprochen raren Behindertenparkplätze wegfallen. „Stadtbücherei, Ärzte, Physiotherapeuten, Apotheke, Post, Markttag sind für Menschen jeden Alters, die gesundheitsbedingt auf ihr Auto angewiesen sind, jetzt noch schwieriger zu erreichen,“ stellt Vorsitzende Gabriele Winter fest.
Auf dem Georg-Schüler-Platz direkt sei ausreichend Platz und zumindest in den Abendstunden auch ein wenig Schatten vorhanden, um die Stadtmöbel zu präsentieren. Zwar ist auch dieser Bereich der Innenstadt nur eingeschränkt barrierefrei zugänglich, aber trotzdem deutlich einladender zum Sitzen und Verweilen als der gepflasterte Parkplatz.
„Wir wünschen uns natürlich, dass Barrierefreiheit und Inklusion sowie die Auswirkungen einer Maßnahme auf alle Bevölkerungsgruppen bei allen Planungen der öffentlichen Hand selbstverständlich mitbeachtet werden,“ machen die Vereinsvertreter abschließend deutlich.


"Sitzprobe"

Tisch nur mit einem schmalen Rolli unterfahrbar
fehlende Farbkontraste

nicht unterfahrbar, fehlende Farbkontraste

Wir haben als Verein beim Ortstermin unser Augenmerk auf die Nutzbarkeit für ältere und behinderte Menschen gelegt.
Aber Inklusion betrifft uns nicht nur alle, sie ist auch für alle Menschen hilfreich, denn jede*r kann in die Situation kommen, dass er/sie temporär und aus unterschiedlichen Gründen in der Beweglichkeit eingeschränkt ist. Und je weniger Barrieren es gibt, umso besser für alle!
1. Sitzhöhe
Die Möblierung sollte, wie dies auch die Fachliteratur vorsieht, verschiedene Sitzhöhen vorhalten.
(Sitzgelegenheiten sollten in Ausgestaltung und Größe an unterschiedliche Bedürfnisse angepasst werden: für Kinder und kleinwüchsige Menschen in max. 30 cm Höhe, für Personen mit Hüftbeschwerden sind Höhen über 45 cm ratsam (die niedrigen oder erhöhten Sitzflächen können alternativ z.B. als temporäre Abstellfläche für Einkäufe dienen))
2. Rückenlehnen sind gerade für ältere Menschen ebenso wichtig wie Armlehnen und andere Aufstehhilfen.
3. Es braucht eine ausreichend große, stufenlos zugängliche Bewegungs- und Ruhefläche neben den Sitzgelegenheiten für Rollifahrer*innen sowie das Abstellen von Rollatoren oder Kinderwagen.
4. Sofern Tische zum Einsatz kommen, sollte eine ausreichend breite Unterfahrbarkeit vorhanden sein oder eine Seite entsprechend frei.
5. Eine barrierefreie Gestaltung für sehbehinderte Menschen erfordert grundsätzlich einen Hell-Dunkel-Kontrast. Das ist bei den ausgestellten Möbeln nicht oder nur eingeschränkt der Fall.
6. Selbst niedrige Stufen, die überwunden werden müssen, stellen nicht nur für behinderte, sondern auch für ältere Menschen ein großes Problem dar.
7. Für die Zukunft sollen die Stadtmöbel grundsätzlich an Plätzen aufgestellt werden, die barrierefrei zugänglich sind und Schatten bieten.
Barriere - nicht nur für Rollifahrer!
Interesse an Lernprogrammen oder Computerspielen?
Die Griesheimer Firma TTT Multimedia UG will Computerlernspiele entwickeln, die barrierefrei sind und vor allem auch von Personen mit Behinderung bedient werden können.
Dazu möchte sie in einem frühen Schritt Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen einbinden und mit ihnen in Kontakt treten, damit natürlich bereits bei der Entwicklung der Spiele die Notwendigkeiten berücksichtigt werden.
Evtl. ergibt sich daraus später auch die Möglichkeit, Testversionen zu erproben.
Die Firma hat uns um Unterstützung bei der Information von möglicherweise Interessierten gebeten, was wir hiermit gerne tun.
Sollten Sie also Interesse an der Mitwirkung haben, können Sie sich direkt mit Herrn Michael Thuleweit unter michael.thuleweit@ttt-multimedia.tech in Verbindung setzen.
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Der Vorstand von Inclusio 4.0 e.V. traf sich zur Unterzeichnung mit den beiden Geschäftsführern der SEGG Jens Gottwald (unten links) und Friederich Sahle (unten rechts) im Griesheimer Rathaus.
Inclusio 4.0 e.V. und SEGG unterzeichnen Absichtserklärung
Richtungsweisendes Projekt gemeinsam angeschoben
„Ein inklusives Wohnprojekt für Griesheim“ – Das hat sich der Griesheimer Verein Inclusio 4.0 zum Ziel gesetzt. Unterstützt wird das Projekt durch die Stadtentwicklungsgesellschaft Griesheim (SEGG), die dafür eine Fläche im Rahmen der Quartiersentwicklung am „Griesheimer Anger“ im Südosten Griesheims zur Verfügung stellen will.
Nach vielen konstruktiven Sitzungen und einem kontinuierlichen Austausch konnte kürzlich im Beisein von Bürgermeister Geza Krebs-Wetzl zwischen Inclusio 4.0, vertreten durch die Vorsitzende Gabriele Winter und die Vorstandsmitglieder Hans Birli und Peter Schiller, mit der Stadtentwicklungsgesellschaft Griesheim, vertreten durch die Geschäftsführer Friederich Sahle und Jens Gottwald, eine Absichtserklärung unterschrieben werden.
Die SEGG hatte 2021 einen kooperativen städtebaulichen Einladungswettbewerb „Konversion Süd-Ost“ in Griesheim durchgeführt, um die Konversionsfläche am ehemaligen August-Euler-Flugplatz, der zuletzt von Streitkräften der USA genutzt wurde, zu entwickeln. Im Rahmen des städtebaulichen Einladungswettbewerbs wurde seitens der SEGG die Verpflichtung für die teilnehmenden Büros aufgestellt, ein Grundstück für Inclusio 4.0 im Rahmen ihres städtebaulichen Entwurfs vorzusehen. Das Grundstück sollte eine Größe von ca. 3.000 Quadratmetern aufweisen. Dieses vorgesehene Grundstück befindet sich im Gewinnerentwurf des Planungsbüros Ulrich Hartung, auf der Südseite der Lilienthalstraße und auf der Ostseite des neu zu errichtenden „Quartiersplatzes“. Die derzeitige Planung sieht eine Grundstücksgröße von ca. 2.450 m² mit einer Baumasse von ca. 4.080 m² Bruttogeschossfläche vor. Die von Inclusio 4.0 gewünschte Nutzfläche von ca. 3.000 m² ist auf dieser Grundlage realisierbar. Hans Birli hält fest: „Auf diesem Planungsstand wird Inclusio das Projekt weiterentwickeln. Wir sind froh, soweit gekommen zu sein und wollen mit unserem Vorhaben der Griesheimer Stadtgesellschaft ein soziales Angebot für verschiedene Zielgruppen unterbreiten.“
Der Verein Inclusio 4.0 hat mit der Unterzeichnung der Absichtserklärung sein Interesse daran manifestiert, dieses noch zu vermessende Grundstück zu erwerben. Die SEGG erklärt ihrerseits ihr Einverständnis mit der Veräußerung an den Verein. „Für uns war dieses Projekt von Anfang an ein Leuchtturmprojekt für das neu zu entwickelnde Stadtquartier und wir werden die Entwicklung auch weiterhin gerne unterstützen“, sind sich die beiden Geschäftsführer Friederich Sahle und Jens Gottwald einig. „Die genaue Höhe des Kaufpreises kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht benannt werden“, stellt Projektleiter Erich Varnhagen noch einmal klar.
Inclusio 4.0 beabsichtigt nun die Finanzierung des Grundstückankaufs und die Errichtung des Gebäudes zügig sicherzustellen. Kernstück des Projekts soll öffentlich geförderter Wohnraum für inklusives Wohnen und ein Gewerberaum im Erdgeschoss sein. Gabriele Winter zeigt sich zufrieden mit dem Verlauf der Gespräche: „Ich bin glücklich, dass wir nun soweit gekommen sind. Die Zusammenarbeit mit der SEGG und der Stadt Griesheim war bisher sehr gut und wir blicken zuversichtlich in die Zukunft.“ Bürgermeister Geza Krebs-Wetzl hat ebenfalls von Anfang an seine Unterstützung des Projektes zugesagt: „Dass ein Projekt, geboren aus der Griesheimer Stadtgesellschaft und mit einem hohen sozialen Mehrwert für die jetzigen und neuen Griesheimer*innen des Quartiers versehen, initiiert und soweit vorangetrieben wird, freut mich sehr. Ich danke allen Beteiligten für Ihr Engagement.“
Warum Inklusion für alle in Griesheim wichtig ist!
9,4 % der Bevölkerung in der Bundesrepublik und 10,2 % der Griesheimer Bevölkerung sind lt. amtlicher Statistik schwerbehindert.
In dieser Statistik werden Menschen mit einem Grad von 50 % Schwerbehinderung erfasst.
Nicht erfasst sind dabei all diejenigen, die einen geringeren Grad an Schwerbehinderung haben, aber dennoch in ihrer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinträchtigt sein können.
Für Griesheim liegen solche Gesamtzahlen allerdings vor. Deshalb wissen wir, dass von den rd. 27.400 Griesheimerinnen und Griesheimern 4.788 und damit 17,5 % der Bevölkerung einen Schwerbehindertengrad haben, darunter eben 2.787 Menschen (10,2 %) mit mindestens 50 %.
Überhaupt nicht erfasst sind aber auch all diejenigen, die Barrieren im Alltag erleben, weil sie beispielsweise mit einem Kinderwagen, mit einem Rollator oder Krücken unterwegs sind.
Und alleine schon bei diesem Beispiel wird deutlich, dass gelebte Inklusion und der Abbau von Barrieren jeder Art für uns alle nur von Vorteil ist.

Eine Idee für Griesheim?
Barrieren für Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl überwinden mit einer Rampe aus Legosteinen!
So sehr dies zu loben ist: Wer genau hinschaut, sieht, dass im Innenbereich mit den Einkaufskörben eine neue Barriere aufgebaut ist!
Gesehen bei einem Besuch in der Hanauer Innenstadt
Unterstützung aus Berlin für das inklusive Wohnprojekt
Mit Schreiben vom Juli 2022 hat der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, die Initiative unseres Vereins zur Realisierung eines inklusiven Wohnprojekts in Griesheim ausdrücklich gewürdigt und hofft, dass es dadurch gelingt, Inklusion und Barrierefreiheit in ihrer Bedeutung für alle Menschen zu platzieren.